Verhalten: Laichwanderungen
Wie aus dem Nichts tauchen die kleinen Kerle plötzlich auf. In Massen streben
die Lurche
( )
im Frühjahr ihren Laichgewässern entgegen. Was treibt sie an und
wie finden sie den Weg?
Jede Art hat ihre eigene Wanderperiode (manche Arten wandern auch überhaupt
nicht - zumindest nicht in sichtbaren Massen einem vorher festgelegten
Ziel entgegen). Wenn es die Witterung zulässt, dann brechen
Grasfrösche
bereits
im Februar auf. Dabei reichen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aus,
um bei länger werdenden Tagen den Drang zum Laichgewässer auszulösen. Wenn
dann noch Regen fällt...
Die meisten Arten wandern vorwiegend nachts. Dabei werden Strecken von wenigen
Metern bis zu 2-3 Kilometern zurück gelegt.
Erdkröten
(und andere) sind
in der Lage, über eine Entfernung von bis zu 10 Kilometer ihr Laichgewässer
wieder zu finden! Bei Nacht, Kälte, Regen über Stock und Stein, Geröll,
Maulwurfshügel, Äste, Zweige durch hohes Gras und Gräben, über Straßen,
Bahnlinien und Wege und Äcker, gejagt von Feinden erreichen sie ihr Ziel.
Um das zu leisten, müssen die Lurche
()
zwei Dinge beherrschen: Sie müssen immer
wissen, wo sie gerade sind und sie müssen wissen, welche Richtung sie
einschlagen müssen, um ihr Ziel zu erreichen (Orientierung
()
und Navigation
()).
Wie machen sie das?
Bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage standen verschiedene Techniken
zur Debatte:
- Orientierung nach optischen Landmarken.
Es könnte sein, dass sich die Tiere ihre Umgebung einprägen.
Die Rückwanderung zum Laichgewässer würde dann etwa so ablaufen:
Zuerst über die Wiese Richtung Taleinschnitt - dabei den Wald links
liegen lassen. Dann auf die beiden hohen Bäume zu und danach scharf
links den Hang hinunter...
- Wegegedächtnis.
Eng damit verwandt wäre ein Vorgehen, wie es in heutigen mobilen
Navigationssystemen zur Wahl steht: Das Tier merkt sich exakt
den Hinweg - mit allen Haken und Ösen - und läuft diesen ganz präzise
zurück. Im Nahbereich sicher denkbar. Auf weite Strecken als alleiniger
Mechanismus eher ungeeignet, da zu viele Unwägbarkeiten stören.
Außerdem wäre ein elefantöses Gedächtnis von Nöten.
- Geruchsorientierung.
Möglich wäre auch die Orientierung nach, sagen wir, chemischen
Landmarken: Vielleicht riechen Lurche
()
ihr Laichgewässer. Die
Möglichkeit ist sicher nicht von der Hand zu weißen - zumal bei
Fischen (Lachsen z.B.) ein ähnliches Vorgehen bei Annäherung an
die heimatliche Flussmündung diskutiert wird.
- Schallorientierung.
Wenn man sich die jährlichen Froschkonzerte anhört, dann wäre es
nicht verwunderlich, wenn einige Arten dieses Spektakel zur
akustischen Peilung benutzen würden. Für Wanderer zu Rufzeiten
wäre die Nutzung des Schalls denkbar. Auch über größere Entfernungen hinweg.
Wanderungen im zeitigen Frühjahr und Annäherungen an stille
Gewässer lassen sich so allerdings nicht erklären.
- Magnetfeld.
Die bisher besprochenen Techniken reichen sicher nicht aus,
um eine zielgerichtete Wanderung über mehrere Kilometer zu erklären.
Eine Orientierung nach dem Magnetfeld stand daher schon lange in der
Diskussion.
- Sonnenkompass.
Eine weitere Möglichkeit der Fernnavigation bestünde in der Nutzung
des Sonnenstands zur Orientierung.
- Sternenkompass.
Bei Nachtwanderungen und klarer Sicht könnte auch der Sternhimmel
als Eingabesignal für das Orientierungssystem dienen.
Und? welche Technik kommt nun zum Einsatz? Wie fast immer bei solchen Fragen
heißt die Antwort: Sowohl als auch! Zum Beispiel ist inzwischen bekannt, dass
Amphibien das Erdmagnetfeld nutzen können, um sich zu orientieren (Magnetkompass
()).
Zumindest die Arten, die die Wahl haben (Tiere, die gelegentlich auch tagsüber
unterwegs sind), nutzen bevorzugt die Sonne - entweder direkt oder über das
Polarisationsmuster am Himmel (Sonnenkompass
()).
Die Nutzung eines Sternen- oder Mondkompasses ist für einige Tierarten nachgewiesen.
Auch für Amphibien? Ich weiß es nicht. Über die Bedeutung von Landmarken kann ebenso
spekuliert werden, wie über die Orientierungsbedeutung der lauten Rufe mancher
Arten.
Weiterführende Links
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